steel-echt-Show

Okt 05 2016

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Martina Stertz, Designerin und Kürschnermeisterin aus Koblenz, wurde in diesem Jahr für ihren verantwortungsvollen Umgang mit dem Material Pelz mehrfach ausgezeichnet. Sie erhielt im Februar bereits zum dritten Mal den International German RED FOX Award in der Kategorie Damen für das beste Design und Verarbeitung heimischer Rotfüchse. Im Juli wurde sie mit dem Kreativsonar des Landes Rheinland-Pfalz und des Saarlandes für innovative Produkte geehrt, wo  sie mit ihrer Lammfellkollektion MÄÄH in Germany ® eine von vier Preisträgern wurde. Aktuell wurde ihr am 1. September der Staatspreis für das Kunsthandwerks des Landes Rheinland-Pfalz für ihren verantwortungsvollen Umgang mit dem Ursprungsmaterial Pelz verliehen.

 

Redaktion: Sehr geehrte Frau Stertz, zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihren in diesem Jahr erhaltenen Preisen. RED FOX Award, Kreativsonar und Staatspreis. Bei der Auswahl haben Sie anscheinend dieses Jahr nichts ausgelassen!

 

Martina Stertz (lacht): Danke und ja, da haben Sie recht. Wir, mein Team und ich, haben in diesem Jahr unsere Produkte erstmals bei verschiedenen Wettbewerben eingereicht. Und, wie Sie schon sagten, auch sehr erfolgreich. Dies resultiert vor allem aus unserem besonderen Umgang mit den Materialien und unseren speziellen Arbeitsweisen, die wir seit Gründung unseres Ateliers 1992 verfolgen.

 

Redaktion: Können Sie uns etwas über die Preise erzählen?

 

Martina Stertz: Gerne. Der RED FOX Award wird seit 5 Jahren anläßlich der Messe Wild und Hund für die Verarbeitung von Fellen, die bei der heimischen Jagd im Rahmen der Bestandsregulierung und Schädlingsbekämpfung anfallen, verliehen. Dazu gehören die Felle von Fuchs, Bisam, Nutria oder Waschbär.

 

Redaktion: Und MÄÄH in Germany® und das Kreativsonar. Was hat es damit auf sich?

 

Martina Stertz: Das Kreativsonar zeichnete bereits zum zweiten Mal Kultur- und Kreativschaffende des Landes Rheinland-Pfalz und des Saarlandes aus. Drei davon können Sie am 20.Oktober auch hier auf dieser Bühne erleben. Herrn Jochen Maas mit seiner Performance Art, die Media Apes, die für die musikalische Gestaltung verantwortlich zeichnen und mich.

 

Feld Wald Wiese - Achtsames Pelzdesign Foto Nicole Bouillon Fotografie

Feld Wald Wiese – Achtsames Pelzdesign Foto Nicole Bouillon Fotografie

 

 

 

 

Redaktion: Was verbirgt sich denn hinter MÄÄH in Germany ® ?

 

Martina Stertz: Bei MÄÄH in Germany ®  ist der Name Programm. Wir verarbeiten hier Felle von Schafen, die bei der landwirtschaftlichen Tierhaltung anfallen. Die Nutzung von Schaffellen ist den meisten nur als Babyunterlagen für den Kinderwagen ein Begriff. Aber mein Anspruch ist es dieses Material anders zu nutzen und ihm dabei zeitgemäßes Design zu verleihen. Daher stellen wir nicht nur Taschen aus Leder oder Filz mit Lammfell her, sondern auch wie in der Kollektion Feld – Wald – Wiese zu sehen, modische Kombinationen von Westen, Bekleidung und Accessoires.

 

 

Redaktion: Aber woher kommen die Felle für Ihre Lammfellkreationen genau?

 

Martina Stertz: Wir verwenden hier Felle aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung wie Lamm und Kanin, deren Haltungsbedingungen wir kennen. Aber um dabei ganz sicher sein zu können, bauen wir gerade eine eigene Schafherde auf, bei der wir von der Zucht bis zur Vermarktung des Fleisches jeden Schritt beeinflussen können.

 

Redaktion: Und der krönenden Abschluss dieses Jahr war der Staatspreis für das Kunsthandwerk des Landes Rheinland-Pfalz.

 

Martina Stertz: Genau. Dies war auch für uns, als Handwerksmeisterbetriebs eines echten Nischengewerks eine riesige Überraschung. Um so mehr freute es uns, dass nicht nur unsere Designleistung bewertet wurde, sondern vor allem unser Konzept des Achtsamen Pelzdesigns.

 

Redaktion: Was verbirgt sich denn hinter Achtsamen Pelzdesign?

 

Martina Stertz: Achtsames Pelzdesign ist die Nutzung von Fellmaterialien, deren Herkunft und Nutzung unter den Gesichtspunkten von Nachhaltigkeit, Tierschutz und sozialer Verantwortung unproblematisch ist. Also Mode mit Moral.

Dazu gehört in erster Linie die Nutzung bereits vorhandener Pelzteile in einer Weise, die über ein einfaches recycling weit hinausgehen. Zur Vervollständigung des Stoffkreislaufes im Sinne einer wirklich nachhaltigen und eines nicht immer auf Wachstum ausgerichteten Wirtschaftens fängt es mit dem re-pair an: Pelzteile, die wegen eines fehlenden Verschlusses, eines Fleckes oder Risses nicht mehr getragen werden, können von uns fachmännisch repariert und gereinigt und so viele weitere Jahre getragen werden. Mit einer Reinigung und Fellauffrischung und Änderung der Saum- und Ärmellänge können wir zum re-use beitragen, also der Wieder- und Weiterverwendung getragener Pelzteile.

 

Redaktion: Und was tue ich, wenn mir mein Mantel nicht mehr gefällt oder nicht meht paßt?

 

summer meets winter - Achtsames Pelzdesign Foto Nicole Bouillon Fotografie

summer meets winter – Achtsames Pelzdesign Foto Nicole Bouillon Fotografie

 

Martina Stertz: Wenn der vintage-look nicht gefragt ist, steht re-design an: Der alte Mantel wird zertrennt, die Felle können dann geschoren, gerupft oder gefärbt und danach zu einem völlig neuen Modell nach ihren Maßen umgestaltet werden. Für uns ist es wichtig, mit allen diesen Maßnahmen zu einem echten up-cycling beizutragen, denn aus dem vorhandenen Altmaterial wird etwas Neues, Schönes und Nützliches geschaffen. Ein Beispiel hierzu ist das Modell summer meets winter, Bewährtes trifft auf Neues.

Die beige Breitschwanzjacke ist aus einem ca. 40 Jahre alten, unmodischen grauen Mantel entstanden. Dieser wurde nicht nur in der Form, sondern durch up-creating auch in der Farbe verändert. Das ist der Vorteil eines langlebigen Naturprodukts. In der Regel können wir aus Omas altem Liebling noch mal richtig was rausholen. Das hat auch die Jury des Staatspreises so begeistert. Das angestaubte Image des Pelzes konnten wir durch unser handwerkliches Können und unser Design recht einfach widerlegen. Die Transparenz der Breitschwanzjacke wird unterstrichen durch die Leichtigkeit des Seidenchiffonkleides. Wie sie sehen ist Pelz also nicht nur etwas für die kalte Jahreszeit.

 

Redaktion: Also fertigen Sie auch Kleidung außerhalb des Materials Pelz?

 

Martina Stertz: Ja. Alles, was sie in unserem Showroom sehen, wird auch in unserem Atelier gefertigt.

 

Redaktion: Aber sie sind doch eine klassische Kürschnerei?

 

Martina Stertz: Nein, nicht nur. Da wir schon seit Jahren sehr viele Kombinationen von Pelz und Stoff fertigen, haben wir in diesem Bereich eine sehr hohe Erfahrung. Somit war der Schritt zur Maßanfertigung im Bereich Stoff für uns auch logisch. Sie können bei uns maßgefertigte Regenmäntel, Cabrio-Lederjacken passend zur Lackfarbe Ihres Autos und das nicht ganz alltäglichen Business-Kostüm erhalten. Aber auch die Kleider zu unserer Feld-Wald-Wiese-Couture, sowie Abendkleider mit und ohne Pelz sind in unsere Werkstatt entstanden. Von der Idee über die Schnittgestaltung und Materialauswahl bis zur Fertigung. Hierin liegt unsere Stärke. Die Anfertigung individueller Mode in Stoff, Strick, Leder und Pelz.

 

Redaktion: Vielen Dank für das nette Gespräch.

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